einige Mitwirkende des Kollektivs und ihre Wahlsprüche

 

agnès hoffmann, Fotografin / Autorin
die Nacht – das ist das, was passiert, wenn der Tag zu Ende geht
Timo Hoffmann (2011-2016)

 

Katja Schellenbach, Dramaturgin / Autorin
der Wunsch, Indianer zu sein.
Franz Kafka (1883-1924)

 

Giorgios Mithridates, Regisseur / Übersetzer
Sie tanzen, die Gespenster.
Um die schwarzen Sorgen des Unterirdischen
zu zerstreuen, werden sie feiern
die Särge, die Trauer,
die Qualen, den Hass,
die Verachtung, die Ketten,
die Peitschen, die Knebel,
die Verzweiflung, die ihre unsicheren Seelen berauscht.
Sie knirschen wie das C,
wie das D,
wie das E,
wie das F,
wie das G,
Elend, das in der Ferne Barmherzigkeit erweckt,
in der Nacht, die erschreckt,
in der Nacht, die quält,
in der Nacht die berauscht.
unbekannt

 

Kyrill Antar, Autor / Performender / Installationskünstler
wenn ich irre, irre ich nur wider mich selber
Erzengel Gabriel (—-)

 

Chris Michalski, Autor / Übersetzer
Und vor allem, mögen sie an sich selbst glauben und hilflos werden wie Kinder.
Andrei Arsenjewitsch Tarkowski (1932-1986)

 

Uli Benedikt, Bühnenbildnerin
der Regenrinnenmensch ist da.ist im Bad.hab mich hinter m Schrank im Wohn-/Schlafzimmr verstckt, hoff, er findet mich ncht.habdichlieb
JF (1988-) (in einer SMS)
 
Nick Hauser, Autor
Ich rede doch nur, warum darf ich das nicht? Es kann doch niemandem schaden.
– Aksel Sandemose (1899-1965)

 

Stanislaw Borokowski, Schauspieler / Statist / Autor
ein heiliger Raum umschließt sie,
als sei sie ein Engel, der nur
kurz heruntergeschwebt ist,
um mit den Dienstag-Damen
in Salzwedel ein paar Runden
mitzukegeln
Regan Huff (?)

 

Rike Sachun, Choreographin / Tanzpädagogin
sie glaubten sich listig die Architekten meiner Abwesenheit
sie dachten mich in dem Vorort vergraben zu haben
der am fernsten ist dem Leben doch aus dem Tunnel des Todes
machte ich schnell einen Gipfel auf dem ich stand
mit einer Fackel erleuchtend das ruhige Spiel meiner Armstöße
mein mühsames Schwimmen im brackigen Wasser in dem ich trieb
verdammt mich zu vernichten dort wo sich zersetzten die Wurzeln
meines Seins
Paulin Joachim (1931-)

 

Sarah Brand, Choreographin / Regisseurin
Auf einem überragenden Gewaltprinzip beruhte unsere ganze Vorstellung des Lebens.
Saint-John Perse (1887-1975)

 

Holok Mitram, Grafik-Designer / Fotograf / Eventmanager
Danach ging ich spazieren. Hinter den Nachbarschaften und dem Sonnenuntergang. Hinter der Restdämmerung und dem Späterverkauf – bis zu der Stelle, an der die Hirsche von den Monolithen herunterwandeln, um gespentisch auszuschauen am Rande der Landstraße.
Soñia Casestre (1984-)

 

Karsten Schwarz, Bühnenbildner
Was wird noch werden aus den Kindern, die wir einmal waren?
unbekannt

 

Bidibe Sourama, Installationskünstlerin / Bühnenbildnerin
Welche grässliche Seuche sank in die zerbrechlichen Glieder Und zerreißt die verbrannten Fasern? Welche verfluchte Feindliche Macht setzte meine Eingeweide in Brand und Säuft mein trübes Blut? Und schlürft mit gierigen Flammen Rasend und schrecklich das verflüssigte Mark meiner Knochen?
Angelo Poliziano (1454-1494)

 

Soñia Casestre, Autorin / Buchbinderin
Sie werden Fleisch in Linien so rein, dass der Schlaf das Blut dieser Welt aufnimmt.
Fernando Pérez Villalón (1978-)

 

Talitha Kuhmi, Schauspielerin / Souffleuse
Und im Zentrum der Tat und des Lärmes
wirst du erscheinen: ein Leben voller seltener Unternehmungen,
mit Körpern und Gehirnen,
die andere Körper begehren
mit Wüsten und Stränden und Hälsen,
die niemals niemals auszulöschen sind.
Bruno Montané Krebs (1957-)

 

Peter Reinhardt, Verleger / Übersetzer / Produzent
Er fühlte sich leicht, ja, leichter als jemals in all seinen Jahren. Er hatte alle Beziehungen gelöst. Es fiel ihm ein, daß er schon seit Jahren einsam war. Einsam war er seit dem Augenblick gewesen, an dem die Lust zwischen seinem Weib und ihm aufgehört hatte. Allein war er, allein. Frau und Kinder waren um ihn gewesen und hatten ihn verhindert, seinen Schmerz zu tragen. Wie unnütze Pflaster, die nicht heilen, waren sie auf seinen Wunden gelegen und hatten sie nur verdeckt. Jetzt, endlich, genoß er sein Weh mit Triumph. Es galt, nur noch eine Beziehung zu kündigen. Er machte sich an die Arbeit.
Joseph Roth (1894-1939)

 

Sara Noori, Lektorin / Dramaturgin
Dunkel wirds und zeitig müssen wir zu Hause sein.
Isabel Kafu Hoh (?)

 

Sulawesi Effata, Performancekünstlerin
Ich schreibe einen Weltraum-Fantasy-Blog und moderiere zusammen mit meiner Schwester Marta zwei Podcasts über Star Trek. Außerdem moderiere ich eine weitere Sendung bei einem neuen freien Radiosender zu informeller Sciencefiction ohne Bezug zu Star Trek.
Kuba (1991-)

 

Uwe Seiler, Tontechniker / Autor
Zur Obduktion der Leiche konnten wir uns nicht entschließen, weil uns davor ekelte. Am Abend des gleichen Tages lief auf allen Fernschreibern der Welt folgende Meldung ein: „Er starb eines natürlichen Todes.“ Wer, wurde nicht mitgeteilt, aber die Welt erriet es.
Wenedikt Jerofejew (1938-1990)

 

Rafael Soto, Komponist
abrikostræerne findes, abrikostræerne findes
Inger Christensen (1935-2009)